Bereit zur Landung
Gespräche über Flucht und Ankumft am Flughafen Zürich
Gespräche über Flucht und Ankumft am Flughafen Zürich
Flughäfen sind ein Sinnbild für Mobilität, Tore in die Welt aus Glas und Stahl. Seit dem Bau des ersten kommerziellen Flughafens 1922 in Königsberg hat sich das Erscheinungsbild und die Funktion dieses Stücks Verkehrsinfrastruktur stark gewandelt. Selten wirkt ein Flughafen auf jene, die in seinen glänzenden Hallen warten müssen, alt. Flughäfen stehen seit jeher für das Neue. Sie sind daher auch von Grund auf provisorische Orte, deren Lebenszeit im Vergleich zu anderen Bauten der Moderne sehr beschränkt ist, da sie stets erweitert und umgebaut werden müssen, um den Anforderungen einer schnell wachsenden Flugindustrie zu genügen. Mich interessiert der Flughafen als Raum dazwischen. Zum einen auf der symbolischen Ebene, im Spannungsfeld zwischen Gegenwart und Zukunft, dem Hier und einer fernen Destination. Zum anderen auf der realen Ebene, als Aussengrenze mitten in der Stadt, wo täglich Menschen anhand von ihren Dokumenten und Reisegründen sortiert werden. So verkörpern sie nicht bloss eine neutrale und universelle Form von Mobilität, sondern eine sehr ungleiche Mobilität, welche stark abhängig ist von der Herkunft und Situation einer Person.
Die folgenden Gespräche versuchen einen kleinen Eindruck von der Vielfalt an marginalisierten Formen der Mobilität, die an Flughäfen zusammenkommen, zu vermitteln. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit, vielmehr sind sie eine Einladung, sich mit den Widersprüchlichkeiten und Lücken vertraut zu machen, sie gehören unweigerlich zu Geschichten von Flucht und Migration dazu. Sind nicht alle unsere Geschichten wie Pfade durch eine breite Landschaft, einige verlaufen gerade und andere schlängeln sich an einem Hang empor. Einige werden in ihrem Verlauf von Grenzen durchschnitten und andere verbinden zwei benachbarte Dörfer. Ich selbst teile auch eine Verbindung mit dem Flughafen Zürich. Eine biografische, denn meine Familie ist von dort aus in ein neues Leben in Chile aufgebrochen, und eine funktionale Verbindung, durch meine Arbeit als Aushilfe in einem der Cafés hinter der Sicherheitskontrolle. So habe ich Victoria und Zaher kennengelernt und dank meines Zugangs zum Transitbereich konnte ich Filmon im Asylzentrum am Flughafen besuchen. Zusammen mit der Geschichte Shannets ergibt ein buntes Bild von diesem Ort, wo auf engem Raum ein Kaleidoskop von unterschiedlichen und sehr ungleichen Realitäten existiert. Farben und Schatten entstehen, wenn individuelle Schicksale auf die scharfen Kanten von Gesetzen und gesellschaftlichen Strukturen treffen.
DAS FLUGHAFENVERFAHRENDie folgenden Gespräche versuchen einen kleinen Eindruck von der Vielfalt an marginalisierten Formen der Mobilität, die an Flughäfen zusammenkommen, zu vermitteln. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit, vielmehr sind sie eine Einladung, sich mit den Widersprüchlichkeiten und Lücken vertraut zu machen, sie gehören unweigerlich zu Geschichten von Flucht und Migration dazu. Sind nicht alle unsere Geschichten wie Pfade durch eine breite Landschaft, einige verlaufen gerade und andere schlängeln sich an einem Hang empor. Einige werden in ihrem Verlauf von Grenzen durchschnitten und andere verbinden zwei benachbarte Dörfer. Ich selbst teile auch eine Verbindung mit dem Flughafen Zürich. Eine biografische, denn meine Familie ist von dort aus in ein neues Leben in Chile aufgebrochen, und eine funktionale Verbindung, durch meine Arbeit als Aushilfe in einem der Cafés hinter der Sicherheitskontrolle. So habe ich Victoria und Zaher kennengelernt und dank meines Zugangs zum Transitbereich konnte ich Filmon im Asylzentrum am Flughafen besuchen. Zusammen mit der Geschichte Shannets ergibt ein buntes Bild von diesem Ort, wo auf engem Raum ein Kaleidoskop von unterschiedlichen und sehr ungleichen Realitäten existiert. Farben und Schatten entstehen, wenn individuelle Schicksale auf die scharfen Kanten von Gesetzen und gesellschaftlichen Strukturen treffen.
Ganz versteckt hinter einer unscheinbaren Tür befindet sich das Asylzentrum im Flughafen Zürich. An diesem Ort werden Menschen untergebracht, welche nach ihrer Ankunft bei der Flughafenpolizei Asyl beantragen. Dies kann sehr formlos geschehen, eine Person muss lediglich den Wunsch äussern, in der Schweiz Schutz suchen zu wollen. Anschliessend werden die Schutzsuchenden zum Asylzentrum gebracht, wo sie von den Betreuenden der Asyl Organisation Zürich empfangen werden. Die ersten zwei Tage dienen zur Identifizierung der Personen, welche durch die Flughafenpolizei durchgeführt wird. Dabei werden die Fingerabdrücke und das Gesicht erfasst und mit EU-Datenbanken abgeglichen.
Ist die Identität der Person geklärt und ist sie bei den Behörden registriert, bekommt sie eine Rechtsvertretung zugewiesen und wird von einer Gesundheitsfachperson zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Die Rechtsvertretung informiert den*ie Gesuchsteller*in über den Ablauf des Verfahrens, was sie oder ihn bei der Befragung erwartet und was für Rechte sie oder er besitzt. Ab diesem Punkt dürfen maximal 20 Tage vergehen, bis der erste Entscheid über das Gesuch vorliegt. Danach haben die Gesuchstellenden 5 Tage Rekursfrist, um vor dem Bundes Verwaltungsgericht eine neue Beurteilung ihres Gesuches zu fordern. Wurde nach 60 Tagen seit dem Eintritt in das Asylzentrum noch kein endgültiger Entscheid getroffen, kann die Person vorläufig in die Schweiz einreisen. Die Schutzquote am Flughafen, schätzt ein Betreuer, liegt bei ca. 30%, die anderen Antragsteller*innen werden entweder in ein anderen Schengen Staat zurückgeführt oder direkt in das Herkunftsland ausgeschafft.
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